Vorwort

Agnes Klein, Éva Márkus und Jörg Meier

 

Im Fokus dieser Plattform steht die Frage, welche Reime und Lieder der Ungarndeutschen heute noch existieren. Sie beinhaltet eine Sammlung, von Reimen und Liedern, die in Kindergärten, Schulen aber auch zu Hause in der Sprachübung eingesetzt werden können. Sie sind in der Mundart zu hören, um die Eltern und Erzieher:innen zu motivieren, sie den Kindern beizubringen und um ihnen neue sprachliche Erfahrungen zu ermöglichen. Um das Verstehen zu erleichtern können sie auch im Standarddeutsch gelesen werden. Die gesammelten Reime und Lieder wurden nach den Altersbesonderheiten der Kinder eingeteilt, in welchem Alter sie zum Spielen, Sprechen usw. geeignet sind. Diese Art von Kommunikation, die ritualisiert und prototypisch ist, hilft beim Spracherwerb, denn es ist ein Zusammenspiel der Erfahrungen, die die Kinder im Laufe der Jahre als aktive Zuhörer;innen über und durch die Sprache erwerben. Die Kinder können die Wörter nach dem Verstehen aussprechen, sie werden die Satz- und Wortakzente sowie den Sprachrhythmus anwenden und üben. Zahlreiche Satzmuster und Wörter stehen den Kindern zur Verfügung. Im Kindergarten oder in der Schule können den Kindern keine Dialekte beigebracht werden, aber sie können sie kennenlernen, mit ihnen in Berührung kommen und sie als Neues erfahren, auch können sie einzelne Satzmodelle, Wörter, Sprüche oder Reime gemeinsam erwerben, wodurch der ganze Prozess interessanter, erlebnisreicher und spielerisch gestaltet und eine Gemeinschaft entstehen kann.

Die Mehrheit der Pädagog:innen spricht heute keine Mundart, weshalb Hemmungen bestehen, sich mit Mundarttexten zu befassen, obwohl viele Forschungen, Sammlungen vorhanden sind. Diese liegen jedoch fast ausschließlich in schriftlicher Form vor, was gewisse Vorteile hat, doch kann eine Mundart, die nicht geübt und gesprochen wird, nicht vollständig erlernt werden. Aus diesem Grunde gibt es neben der schriftlichen Aufzeichnung auch Tonaufnahmen auf unserer Webseite. Die Texte sind in der Mundart zu hören und in der Standardvarietät zu lesen. Hierbei wird bemerkt, dass das Wort Fill (Fohlen) in der schriftlichen Form in der Mundart gelassen wurde, damit die Reime erhalten werden konnten. Eine Tradition ist nur lebendig und kann nur dann erhalten bleiben, wenn sie nicht als Exponat betrachtet wird, das allmählich verstaubt, sondern wenn wir uns mit ihr beschäftigen, nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der Praxis.

Die Reime wurden von den Studierenden der Universität Fünfkirchen/Pécs in den Siedlungen von Südtransdanubien gesammelt. Die Studierenden der Universität ELTE sangen u.a. Reime aus der Sammlung von Wild und Metzler.

Aus diesem Grunde empfehlen wir diese Plattform Pädagog:innen und zukünftigen Pädagog:innen der deutschen Minderheiteneinrichtungen, aber auch Eltern, die Interesse an der Aneignung von deutschen bzw. ungarndeutschen Kinderreimen, -versen, -liedern oder -spielen haben.